Stell dir mal vor, du hättest die Möglichkeit, immer genau fünf Jahre in die Vergangenheit zu reisen. Also aus dem Jetzt genau fünf Jahre zurück. Wo befändest du dich dann in diesem Augenblick?
So richtig genau weiß man das wahrscheinlich in den seltensten Fällen. Wobei die stetig wachsende Bildergalerie deiner Smartphone-Historie das zukünftig wahrscheinlich deutlich einfacher machen dürfte. Was habe ich zum Beispiel am 19. Oktober 2018 noch gleich gemacht? Mein Telefon weiß es.
Aber darauf wollte ich gerade gar nicht hinaus, sondern: Genau jetzt hätte ich wahnsinnig gerne eine Zeitreisemaschine, die mich (beziehungsweise uns) exakt um fünf Jahre zeitversetzt. Denn da waren mein Liebster und ich für eine kurze Woche in Barcelona und es war einfach so so schön.
Wir hatten ein süßes kleines Appartement im Künstlerviertel Gràcia, sind in den fünf Tagen wirklich sehr sehr viel gelaufen, haben dabei die klassischen Touristenhighlights weitestgehend ausgelassen, dafür ein paar wirklich schöne Museen besucht und noch mehr hinreißende Ecken entdeckt. Museen finde ich sowieso immer wieder großartig zum Fotografieren. Vorausgesetzt, es ist erlaubt. Aber ohne Blitz ist es das zum Glück sehr häufig.
Das absolute Hightlight war sicherlich unsere Scooter-Tour entlang der Avinguda Diagonal, welche die Stadt komplett diagonal zweiteilt. Wir reden hier übrigens nicht von den neueren Roller-Modellen, die mit Motor betrieben sind, sondern von ganz normalen beinbetriebenen Exemplaren. Die Scooter gehörten praktischerweise zum Wohnungsinventar – sonst wären wir wahrscheinlich nie auf genau diese Idee und Tour gekommen.
Einmal quer durch Barcelona
Du startest irgendwo auf dem oberen Teil der Avinguda Diagonal (also links oben), damit es Richtung Meer und Strand einfach nur nach unten geht. Von Gràcia aus über den Passeig de Sant Joan stoßen wir auf die Avinguda Diagonal, winken La Sagrada Familia zur Linken nur kurz zu (außerhalb von Corona soll da ohnehin immer viel zu viel los sein) und machen unseren ersten Stopp beim Designmuseum (Museu del Disseny). Im Nachhinein bereue ich es, dort nicht auch schon fotografiert zu haben. Zumindest nicht in der festen Ausstellung – die war nämlich richtig toll und ich vermute, dass sie das noch immer ist.
Aber auch drumherum gibt es viel zu sehen. Ganz arg angetan hat es mir vor allem die Spiegeldecke über Barcelonas größtem Trödelmarkt, dem Mercat dels Encants. Das ist so wunderschön grafisch. Du stehst einfach nur da, schaust nach oben und beobachtest das Treiben auf dem Markt. Herrlich.
Die Tour geht weiter in Richtung Museu Blau, wo die Avinguda Diagonal schließlich auf ihr Ende trifft. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung bis zum Strand.
Der Platz vor dem CCIB (Kongresszentrum) ist wiederum nur einer von vielen fotogenen Ecken dort. Absolut empfehlenswert ist aber das Museu Blau – ein Naturkundemuseum mit einem wirklich tollen Ausstellungsdesign.
Ich glaube, wir waren an dem Abend ziemlich k.o. und der Rückweg (bergauf) fiel nicht mehr ganz so leicht. Letztlich sind wir doch auf die Bahn umgestiegen. Aber es ist eine sehr sehenswerte Strecke durch Barcelona und mit den Scootern ein wirklich besonderes Erlebnis.
Unbedingt sehenswert sind übrigens auch das MACBA und das Wissenschaftsmuseum CosmoCaixa Barcelona. Die liegen zwar gar nicht auf dieser Route, ein Besuch lohnt sich aber genauso sehr.
Und noch ein kleiner Tipp am Rande: Wenn du wirklich den Park Güell besuchen möchtest (der Ausblick von dort ist natürlich grandios), dann reihe dich dort nicht in die endlos lange Warteschlange ein, sondern nimm den Weg, der etwas oberhalb entlang führt. Das ist deutlich entspannter, kostet keinen Eintritt und du hast die La Plaça direkt mit im Blick, was es eigentlich noch viel schöner macht.
Was mir persönlich total gefällt an dieser Stadt sind die Kontraste. Zwischen Ruhe und Aufregung. Irgendwann möchte ich dort noch mal sein. Wenn all das, was gerade vor sich geht, hoffentlich hinter uns liegt. Oh ja, dafür wäre eine Zeitreisemaschine wirklich nicht schlecht.
Dann würde ich aber auf jeden Fall mein 35mm-Objektiv mit auf Tour nehmen. Denn bei einigen Motiven fehlte mir mit dem 50mm-Objektiv plus Cropfaktor auf meiner Kamera einfach der Abstand. Gerade bei den fotografierten Gebäuden fällt das auf. Es war gar nicht immer möglich die ganze Pracht in einem Bild festzuhalten. Ausschnitte können da manchmal auch eher komisch sein.
Auch jetzt, wenn ich mir die Bilder ansehe, ist alles wieder so nah und so echt. Für genau dieses Gefühl mache ich gerne Bilder auf Reisen. Oftmals geht es dabei gar nicht um das perfekte Motiv. Es sind subjektive Eindrücke, festgehalten und konserviert. Für mich.
Wo genau warst du vor exakt fünf Jahren? Weißt du das noch oder schon dein Telefon?
Sehr schöner Beitrag… ❤️ Ich war gerade gedanklich in Barcelona. Wahrscheinlich habe ich gerade ein schöneres Gefühl als wenn ich wirklich dort wäre. Die Tour hat sehr viel Spaß gemacht.
Perfekter Beitrag für die aktuelle Zeit. Ich habe schon von diesem Gedankenreisen gehört und dachte immer… hmm naja… aber so verpackt, hast Du mich doch überzeugt. Jetzt hast Du mir Vorfreude ausgelöst auf den nächsten Städtetrip. Danke dafür
Danke, Inparaj. Darüber freue ich mich. Ja, in der aktuellen Zeit passt es wirklich. Hoffen wir, dass irgendwann wieder unbeschwerte Reisen möglich sind.
Als wären wir nochmal da gewesen. Danke, dass du nach all den Jahren die Erinnerung nochmal hervorgeholt hast. Ich liebe dich :-*
Wir fahren da noch mal hin, bevor wir alt und grau sind. :-*