Das war schon ein bisschen verrückt. Und surreal. Und erschreckend. Und kalt. Und sehr stürmisch. Wer kommt schon auf die Idee, nach einem sehr verregneten Wochenende in der Eifel einen Abstecher zu Europas größter Braunkohlegrube zu machen? Noch dazu am frühen Abend mit (mehr oder weniger noch kleinen) Kindern im Auto. Spontan können wir manchmal ganz gut und er war definitiv besonders – unser kleiner Ausflug an die Abbruchkante.
Nachdem wir auf unserer Rückfahrt nach Köln also ohnehin daran vorbeifahren würden, machten wir einen sehr spontanen Zwischenstopp in Elsdorf. Es dämmerte bereits, der Himmel klarte aber tatsächlich noch mal unerwartet auf, nachdem es 48 Stunden lang mehr oder weniger durchgeregnet hatte, und die Gesamtstimmung hätte nicht passender sein können bei dieser Szenerie, die ebenso absurd wie unheimlich war.
Etwas westlich von Köln liegt also der Tagebau Hambach, Europas größte Braunkohlegrube. Seit 2012 gibt es dort das forum: terra nova, ein Restaurant und Veranstaltungsort mit angrenzender Aussichtsplattform auf die 400 m tiefe Grube. Allein dieser Ausblick ist wirklich – man kann es nicht anders sagen – krass und Bilder oder Videos vermögen die Weiter und Tiefe diese ausgefrästen Landschaft eigentlich kaum wiederzugeben. Man müsste fast dort gewesen zu sein, um einen wirklichen Eindruck des tatsächlichen Ausmaßes zu haben.
Versucht, die Aussicht in Bildern festzuhalten, habe ich natürlich trotzdem. 😉 Allerdings ohne extremes Weitwinkelobjektiv oder Stativ und mit mehr als schwierigen Lichtverhältnissen. Also spontan und aus der Hand mit sehr hoher ISO, was ich sonst eher vermeide, wenn es irgendwie geht. Aber letztlich passt die leicht verrauschte Anmutung irgendwie ganz gut.
Entstanden sind Aufnahmen, die an Endzeitstimmung und Science Fiction erinnern mit einem fast schon theatralisch anmutendem Licht. Spannend ist auch die Symmetrie im Kontrast zur Tagebaulandschaft. Dass außer uns niemand dort war und auf den Bildern zu sehen ist, macht es noch ein bisschen unheimlicher. Die Gelegenheit und die abendliche, fast düstere Stimmung hätten jedenfalls nicht passender sein können für dieses kleine Abenteuer.
Von manchen Orten hast du einfach erst einen Eindruck, wenn du sie mit eigenen Augen gesehen hast. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass man unbedingt hier gewesen sein muss, geschweige denn einen weiteren Weg dafür auf sich nehmen sollte. Wahrscheinlich wirken die Aussicht und die Plattform an einem gut besuchten Wochenendnachmittag mit gewohnten Lichtverhältnissen deutlich weniger spektakulär, als sie sich an diesem Abend zufällig präsentierten.
Aber wer sowieso daran vorbeifährt, kann durchaus mal einen Blick über den Tellerrand oder auch auf den Abgrund wagen. Vergangenheit und Zukunft liegen hier jedenfalls sehr nah beieinander und allein das ist schon ziemlich spannend zu sehen.
Randnotiz: Zugegeben wirken die weltgrößten Bagger auf den Fotos nicht annähernd so groß, wie sie wirklich sind. Aber für die Kinder waren die Schaufelradbagger insgesamt wahrscheinlich der beeindruckendste Teil des Ganzen. Baustellen und Co. sind einfach immer spannend.
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Selbst von solchen Orten machst du die schönsten Bilder und zauberst damit so wundervolle Eindrücke.
Ooooh Danke, liebe Viddy. Ich freue mich sehr, wenn dir die Bilder gefallen. Bei diesem Ort spielen aber ganz sicher auch das Licht und die Abendstimmung mit rein. Das macht viel aus. <3